Validation
„In den Schuhen des anderen gehen“
Validation® ist eine Form des Umgangs, der Kommunikation, mit desorientierten, sehr alten Menschen. Validation bedeutet wörtlich „für gültig erklären, anerkennen“. Konkret soll der eigenen Realität und den individuellen Gefühlen des alten, dementen Menschen empathisch begegnet werden und zwar über verbale und nonverbale Kommunikation sowie spezielle Angebote wie Erinnerungsarbeit, Singen oder gelenkte Aufmerksamkeit. So wird den betroffenen Menschen ermöglicht, ihren Gefühlen und Bedürfnissen Raum zu geben.
Die Kommunikationsmethode als Weg eines würdevollen Miteinanders wurde Anfang der 70er Jahre von der amerikanischen Gerontologin Naomi Feil entwickelt.
Hintergrund
Naomi Feil, die „Erfinderin“ der Validation
Naomi Feil wurde 1932 in München geboren und musste 1936 gemeinsam mit ihren jüdischen Eltern in die Vereinigten Staaten flüchten. Sie wuchs in Cleveland, Ohio, auf, wo ihre Eltern im Montefiore-Altenheim verwirrte alte Menschen betreuten – der Vater führte das Heim, die Mutter leitete die Abteilung für Sozialarbeit). Naomi Feil, die dadurch früh Kontakt zu alten Menschen hatte, studierte Psychologie und erhielt 1956 den Master Degree für Sozialarbeit an der Columbia University in New York. Sie ging zurück nach Cleveland und arbeitete dann ebenfalls im Montefiore-Altenheim, wo sie von 1963 bis 1980 die Validationsmethode entwickelte.
Als Direktorin des Validation-Training-Instituts in Cleveland, hat Naomi Feil zahlreiche Publikationen und Bücher geschrieben, hielt regelmäßig Vorträge und Seminare in Europa, Kanada, USA, Australien und Japan.
Die zierliche und temperamentvolle Frau, die vier Kinder und sechs Enkel hat, starb am 24. Dezember 2023.
Grundsätze der Validation
Ziel der Validation ist es, sich über die Gefühlswelt der betroffenen Menschen unter Berücksichtigung ihrer Biografie einen Zugang zu ihrer Erlebniswelt zu ermöglichen. Naomi Feil formuliert dies mit ihrem bekannten Satz: „Wir müssen lernen in den Schuhen des anderen zu gehen“.
Bei der Validation sind drei Grundsätze wichtig:
- Nicht widersprechen und an der Realität orientieren, sondern akzeptieren.
- Mit einfühlendem Verständnis zur Seite stehen und Empathie zeigen.
- Echt und ehrlich in seinen Gefühlen bleiben und Selbstkongruenz ausstrahlen.
Techniken des Validierens nach Naomi Feil:
- Man widerspricht einem verwirrten Menschen nie und lässt sich auf seine Welt ein.
- Angehörige sollen sich von den Bedürfnissen und Gefühlen leiten lassen, die die verwirrten Menschen signalisieren, nicht von deren Aussagen.
- Gespräche erfolgen ruhig, klar, verständlich, wertschätzend und eindeutig.
- W-Fragen, wie „wer, was, wo, wie, wann“ sind ideal – vermieden wird „warum“. „Warum“ verlangt eine logische Erklärung, wozu aber demenziell Erkrankte meist nicht fähig sind.
- Man spricht verwirrte Menschen von vorne, auf Augenhöhe, an
- Man muss einem Menschen mit Demenz ausreichend Zeit geben, um das Gesagte zu verstehen.
- Man soll keine Schachtelsätze verwenden, denn sie verwirren: Besser pro Satz eine Mitteilung machen.
- Nonverbale kommunizieren und die eigenen Worte mit Gestik, Mimik und Tonfall intensivieren.
- Niemals lügen: ein dementer Mensch merkt jegliches „Theaterspielen“!
Autorisiertes Zentrum für Validation nach Naomi Feil ®
KPG Bildung in Berlin ist seit 2020 eine Autorisierte Validationsorganisation nach Naomi Feil (AVO)® und bietet zertifizierte Kurse und Veranstaltungen zur Validation® an. Das Validation®-Training-Institute (VTI) in Springfield/Oregon, die internationale Dachorganisation der Validation®, hat das KPG vertraglich dazu berechtigt, zertifizierte Ausbildungen, Seminare und Workshops zur Validation® anzubieten.
Als autorisiertes Zentrum hat das KPG damit den Auftrag, die Methode der Validation® weiterzuentwickeln und in die Praxis der Altenpflege, Geriatrie, Hospizarbeit und Palliative Care zu tragen und zwar durch Bildung, Beratung und Vernetzung zum Thema Validation®. KPG Bildung arbeitet dafür u. a. mit dem Autorisierten Zentrum für Validation® der Diakonissen Speyer eng zusammen.
Validation im Unionhilfswerk
Weil das KPG Palliative Geriatrie lehrt und uns die Würde desorientierter alter Menschen sehr wichtig ist, setzt sich das KPG im Unionhilfswerk dafür ein, dass Validation® in Pflegewohnheimen und Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz fester Bestandteil des Betreuungs- und Pflegekonzepts wird. Ziel ist es, dass Validation® immer stärker Anwendung findet.
Das Unionhilfswerk hat darum ein Projekt zur Etablierung von Validation® als Teil von Palliativer Geriatrie ins Leben gerufen. Unterstützt von der Unionhilfswerk-Förderstiftung und beraten vom KPG, arbeiten in einer ersten Phase fünf Institutionen aus der ambulanten und vollstationären Pflege im Rahmen eines Bildungs- und Organisationsentwicklungsprozesses zusammen.
Kontakt
Dirk Müller, MAS (Palliative Care)
- +49 30 / 4 22 65-833
- Dirk.Mueller@unionhilfswerk.de
Validation® – wer kann das lernen?
Validation® ist kein „Hexenwerk“, die Methode lässt sich leicht in den interdisziplinären, zertifizierten Workshops, Kursen und Zusatzqualifikationen von KPG Bildung erlernen.
Zielgruppe sind alle, die professionell oder ehrenamtlich mit demenzkranken Menschen im Kontakt sind: Pflegende, Ärzt*innen, Sozialarbeiter*innen und weitere Berufsgruppen in der ambulanten und stationären Pflege, in der Demenz-WG, im Krankenhaus, im Hospiz und in Hospizdiensten.
Bei Interesse können auch Angehörige und Nahestehende von Menschen mit Demenz geschult werden.
Validationskurse im Programm von KPG-Bildung
Weitere Informationen
Film "Innen Leben"
Ein Film des Theaterensembles PAPILLONS – ein Theaterprojekt mit Menschen mit und ohne Demenz im Pflegewohnheim „Am Kreuzberg“ des Unionhilfswerks.